Uraufführung

Next Generation

Zusammenfassung

Choreographien von _Alexander Abdukarimov & Pauline Voisard_, _Gustavo Chalub_, _Aurora Dickie_, _Shaked Heller_, _Theo Just_, _Vivian Assal Koohnavard_, _Ross Martinson_, _Clotilde Tran_, _Dominik White Slavkovský_
Choreographien von Alexander Abdukarimov & Pauline Voisard, Gustavo Chalub, Aurora Dickie, Shaked Heller, Theo Just, Vivian Assal Koohnavard, Ross Martinson, Clotilde Tran, Dominik White Slavkovský
Choreographien von Alexander Abdukarimov & Pauline Voisard, Gustavo Chalub, Aurora Dickie, Shaked Heller, Theo Just, Vivian Assal Koohnavard, Ross Martinson, Clotilde Tran, Dominik White Slavkovský
Choreographien von Alexander Abdukarimov & Pauline Voisard, Gustavo Chalub, Aurora Dickie, Shaked Heller, Theo Just, Vivian Assal Koohnavard, Ross Martinson, Clotilde Tran, Dominik White Slavkovský
Choreographien von Alexander Abdukarimov & Pauline Voisard, Gustavo Chalub, Aurora Dickie, Shaked Heller, Theo Just, Vivian Assal Koohnavard, Ross Martinson, Clotilde Tran, Dominik White Slavkovský
Choreographien von Alexander Abdukarimov & Pauline Voisard, Gustavo Chalub, Aurora Dickie, Shaked Heller, Theo Just, Vivian Assal Koohnavard, Ross Martinson, Clotilde Tran, Dominik White Slavkovský

Mit dem Format Next Generation bietet das Staatsballett Berlin seinen Tänzer*innen einen Freiraum und den notwendigen Rahmen, um ihre künstlerische Ausdruckspalette zu erweitern und eigene Choreographien für die Bühne zu kreieren. Die kurzen Arbeiten sind Experimente auf der Suche nach einer individuellen choreographischen Handschrift und ein Spiegel dessen, was die nächste Generation von Künstler*innen beschäftigt. Ob Auseinandersetzungen mit bekanntem Bewegungsmaterial, persönlichen Erfahrungen, literarischen Vorlagen oder aktuellen Diskursen – den Formen und Themen sind keine Grenzen gesetzt. Die Ergebnisse, so unterschiedlich wie die Choreograph*innen selbst, kommen in einem mehrteiligen Abend in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin zur Uraufführung.

Bitte beachten Sie, dass es bei Vorstellungen in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin keine Abendkasse gibt. Tickets sind vorab online, per Mail, telefonisch oder an der Tageskasse der Deutschen Oper Berlin, Komischen Oper Berlin und der Staatsoper Unter den Linden erhältlich.

Termine

2024
2024


Info

Deutsche Oper Berlin | Tischlerei
19.30 Uhr
Deutsche Oper Berlin | Tischlerei
15.00 Uhr
12,00 – 22,00
Deutsche Oper Berlin | Tischlerei
19.00 Uhr
12,00 – 22,00
Deutsche Oper Berlin | Tischlerei
19.30 Uhr
12,00 – 22,00
Deutsche Oper Berlin | Tischlerei
19.30 Uhr
12,00 – 22,00

9 Choreograph*innen und 1000 Ideen

Tänzer*innen der Kompanie entwickeln eigene Choreographien

Neun Tänzer*innen des Staatsballetts Berlin werden im Rahmen der Produktion Next Generation im Mai 2024 in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin eigene Choreographien präsentieren. Wie sieht sie wohl aus, die Zukunft des Tanzes? Von Morddrohungen an Flamingos über einen Tanz auf dem Tätowierstuhl bis zu politischen Themen wie Frauenrechte und Klimawandel.


Die Stimmung ist gelöst im Kulissenmagazin der Deutschen Oper Berlin an einem Montag im Dezember. Hier, wo die Kulissen für alle laufenden Produktionen lagern, haben sich neun Tänzer*innen des Staatsballetts für ein schnelles Gruppenfoto getroffen. Sie alle möchten im Rahmen der Produktion Next Generation eigene Choreographien präsentieren. Noch werden die Ideen hauptsächlich in den Köpfen gewälzt. Erste Proben finden aber bereits statt wann immer es der straffe Probenplan erlaubt. Mit dabei sind Neulinge, die zum ersten Mal in die Rolle des Choreographierenden schlüpfen, aber auch «alte Hasen», die bereits mehrere Arbeiten entwickelt haben und auch schon auf großen Bühnen im In- oder Ausland Werke gezeigt haben.

Gustavo Chalub ist einer derjenigen, die zum ersten Mal ein eigenes Werk entwickeln. «Ich habe nun schon in drei Kompanien getanzt in Werken von so vielen verschiedenen Choreograph*innen, dass sich bei mir die Lust entwickelt, auch einmal etwas Eigenes zu choreographieren.» Der Brasilianer erhielt seine Ballettausbildung an der Académie de danse Princesse Grace in Monaco und tanzte danach beim Ballett Zürich und im Semperoper Ballett. Seine Landsfrau Aurora Dickie wagt sich ebenfalls zum ersten Mal ins Unbekannte und möchte die Gelegenheit nutzen um herauszufinden, ob diese Profession vielleicht auch für das Leben nach der aktiven Tänzerinnenkarriere eine Option wäre. «Das ist die beste Gelegenheit um auszuprobieren, ob das etwas ist, was zu mir passt und was auch in der Zukunft etwas für mich wäre. Aber da es das erste Mal für mich ist, muss ich sehen, wie sich der Prozess anfühlt und es einfach ausprobieren.»

Doch wie beginnt man, eine Choreographie zu entwickeln? Da hat jeder seine eigene Herangehensweise. Clotilde Tran liebt den Beginn dieses Prozesses am meisten. «Ein Konzept zu entwickeln, etwas zu verfassen, sich die verschiedenen Elemente vorzustellen, das mag ich sehr.» Dieses Mal umso mehr, denn sie arbeitet mit ihrem Lebensgefährten zusammen. «Er ist Bühnenbildner und nun auch für mein Bühnenbild und das Licht zuständig, darauf freue ich mich besonders.» Kollaborationen mit unterschiedlichen Künstler*innen sind auch für Vivian Assal Koohnavard ein wichtiger Bestand- teil des Arbeitsprozesses und des künstlerischen Ergebnisses. «Ich möchte andere Künstler*innen in diese Institution und unsere Staatsballett-Welt einladen, um gemeinsam etwas Interessantes zu entwickeln.» Dabei setzt sie sich mit einem Thema auseinander, das schon in früheren Arbeiten Ausgangspunkt war: die Situation von Frauen im Iran, ihre Rechte und ihre Kämpfe.

Politische und gesellschaftliche Themen bewegen auch andere Ensemblemitglieder zur Entwicklung eigener Werke. Der Franzose Théo Just setzt sich mit dem Thema ‹Wasser› auseinander. «Ich liebe dieses Element und die Bewegungsqualität, die es mit sich bringen kann. Der Mensch besteht ja hauptsächlich aus Wasser, es ist also etwas, das uns alle eint. Wenn man bedenkt wie viele Krisen gerade in der Welt die Menschen auseinandertreiben, dann möchte ich mit meiner Choreographie Kunst kreieren, die die Menschen zusammenbringt und an ihren gemeinsamen Ursprung erinnert.» Und auch neue Technologien machen nicht vor der Ballettwelt Halt und führen zu anderen Arten des Choreographierens. Alexander Abdukarimov setzt sich damit schon länger aus- einander. Im September 2020 präsentierte er die Arbeit Control Shift, die mit einem digitalen Armband arbeitete, mit dem die Tanzenden die Musik ‹komponieren› und Lichteffekte steuern konnten. «Ich arbeite wieder mit dieser Technologie, allerdings ist sie mittlerweile viel fortgeschrittener, so dass ich mich noch eingehender mit den Bewegungsabfolgen beschäftigen kann. Ich habe schon fünf Jahre an Entwicklung in diese Art des Choreographierens gesteckt.»

Und was passiert, wenn man dann zum ersten Mal im Studio steht? Ross Martinson hat bisher vier Soloarbeiten entwickelt und kennt diesen Moment gut. «Ich arbeite viel mit Improvisation. Ich starte mit dem Text, ich spreche ihn und schaue, welche Gesten ganz natürlich dazu entstehen. Diese kleinen Gesten werden dann vergrößert und darauf baue ich die Bewegungen auf.» Der Brite kombiniert in seinen Arbeiten das gesprochene Wort mit Tanz. Nun arbeitet er erstmals mit vier Tänzer*innen und ist gespannt, wie die individuellen Ausdrucksweisen seine Arbeit beeinflussen werden. Auch Shaked Heller möchte eine Soloarbeit auf eine Choreographie für zwei Tanzende ausweiten. Er setzt sich tänzerisch mit seiner eigenen schweren Geburt auseinander, aber da er ein Zwilling ist, wollte er die Choreographie für eine weitere Tänzerin öffnen. Außerdem sind noch zwei besondere Protagonisten von Bedeutung: zwei Tätowierstühle, deren Glieder beweglich sind und mit denen die Tanzenden interagieren. «Die Arbeit an dieser Choreographie ist ungewohnt für mich, denn ich arbeite mit Objekten. Ich habe noch nie für eine Person und ein Objekt etwas kreiert. Es ist fast, als ob ich mit vier Körpern arbeite.»

Die Choreograph*innen sind also nicht nur für den Tanz zuständig, sondern auch für Bühnenbild, Licht und Kostüme. Hierfür kann jedes Ensemblemitglied in den Fundus der Deutschen Oper gehen und sich bei abgespielten Bühnenelementen oder Kostümen bedienen. Das kann Dominik White Slavkovský gut gebrauchen, denn er liebt es bunt und surreal: «Mir erscheint die Realität des Klimawandels manchmal wie ein Horrorfilm: alle wissen, wer der Mörder ist, aber niemand tut etwas. Mein Stück zieht dazu eine Parallele. Es heißt Phoenicopterus, das bedeutet Flamingo auf Lateinisch. Eine Gruppe dieser bedrohten Spezies erhält Telefonanrufe von einem Mörder, der sie umbringen möchte. Es ist Satire, aber es ist auch real! Außerdem liebe ich Pop Art, darum freue ich mich am meisten darauf, in den Fundus zu gehen und in den alten Kostümen zu stöbern. Ich bin mir sicher, dass zwölf Tänzer*innen in pinkfarbenen Spitzenschuhen super Flamingos sein werden!»

Wie jede Produktion werden auch die jungen Choreograph*innen bei Fragen zu Musik, Dramaturgie und Budgetplanung vom Team des Staatsballetts unterstützt. Um Fragen nach der konkreten Umsetzung zu beantworten, steht außerdem Mathias Hofmann, Technischer Produktionsleiter beim Staatsballett, den Kreierenden mit Rat und Tat zur Seite. «Die größte Herausforderung für mich besteht darin, die Choreograph*innen auf ihrem Entstehungsprozess zu begleiten und Wege aufzuzeigen, wie die vielfältigen und manchmal auch verrückten Ideen in einen für alle umsetzbaren und überzeugenden Abend münden können.» Welches Licht lässt die Flamingo-Kostüme noch knalliger leuchten? Darf Wasser auf der Bühne eingesetzt werden und wo bekommt man zwei günstige Tätowierstühle? Für die darauffolgende technische Umsetzung von neun künstlerischen Konzepten gibt Steffen Hoppe, Technischer Leiter der Tischlerei, alles: «Ich habe schon einige Abende mit jungen Choreograph*innen begleitet. Das ist immer eine Herausforderung, denn es sind viele kurze Arbeiten mit den unterschiedlichsten Settings. Letztendlich können wir aber die meisten Wünsche umsetzen und es entstehen tolle Produktionen.»

Von abstrakt und theoretisch bis narrativ und abgedreht: beim Next Generation-Abend zeigen die jungen Choreograph*innen die Bandbreite der Zukunft des Tanzes. Und die ist so abwechslungsreich wie das Leben selbst.

Entnommen aus der Ballettzeitung No. 2, Text: Corinna Erlebach