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Abschied vom Staatsballett Berlin
Nach 47 Jahren voller Hingabe und Leidenschaft verabschieden wir Korina Stolz-Franke – Tänzerin, Choreologin und Ballettmeisterin.
Korina Stolz-Franke wurde in Brandenburg geboren. Sie erhielt ihre Tanzausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin und wurde 1978 an die Deutsche Staatsoper Berlin engagiert, wo sie 1980 zur Solotänzerin avancierte. 1979 war sie Preisträgerin des nationalen Ballettwettbewerbs der DDR. Zu ihrem Repertoire gehörten einige der großen Partien des klassischen Repertoires, z. B. Prinzessin Aurora, die Fliederfee oder Prinzessin Florine in Rudolf Nurejews Dornröschen, die Titelpartie in Nurejews Raymonda, Pas de trois und große Schwäne in Egon Bischoffs Schwanensee und viel weitere.
In Tom Schillings Abraxas tanzte sie Margarete, in Schillings Coppélia die Titelrolle, in Brigitte Thoms Aschenbrödel die Titelrolle und eine der Stiefschwestern, oder Marie in Wassili Wainonens Der Nussknacker. Sie tanzte auch Brambilla in Maurice Béjarts Le Concours, Roland Petits Dix oder Eros und Tod, eine der vier Ballerinen in Patrice Barts Verdiana, die Königin in seiner Schwanensee-Fassung sowie ein umfangreiches Balanchine-Repertoire.
2000 absolvierte Korina Stolz-Franke eine Ausbildung zur Choreologin am Benesh-Institute der Royal Academy of Dancing in London und arbeitete als Choreologin, Trainings- und Ballettmeisterin beim Ballett der Staatsoper Unter den Linden bzw. beim Staatsballett Berlin. In diesen Funktionen hat sie Hunderte von Choreographien betreut und für die Bühne vorbereitet. Sie arbeitete über die Jahrzehnte hinweg mit Patrice Bart, sie begleitete die Einstudierungen von William Forsythe, George Balanchine, Jiří Kylián oder Jerome Robbins. Eine enge und persönliche Zusammenarbeit verbindet sie mit Angelin Preljocaj, der sie seit 2004 immer wieder nach Aix-en-Provence eingeladen hatte, um seine Stücke für Berlin mit ihr vorzubereiten. In der jüngeren Vergangenheit begleitete sie Mats Ek und das Team um Pina Bausch bei ihren Neueinstudierungen für das Staatsballett, und sie trug die Hauptverantwortung für die vier Berliner Choreographien von Sharon Eyal.
Mühelos hat sie den Bogen von der Klassik zur Moderne geschlagen, und sich gemeinsam mit den Tänzer*innen auf alle denkbaren choreographischen und ästhetischen Bewegungswelten eingelassen, um sie in jeder Probe für jede anstehende Vorstellung neu zu erobern. Fasziniert von der Vielfalt der Bewegungsstile und ihrem aufrichtigen persönlichen Bekenntnis, «Ich könne mir die Welt ohne das Moderne, aber auch ohne die Klassik gar nicht vorstellen», hat sie ihre persönliche Leidenschaft für den Tanz mit den Menschen geteilt, die alltäglich im Ballettsaal vor ihr standen.
Ihre sensible Art wird im Probenalltag fehlen, mit leiser Stimme hat sie zu kraftvollem Ausdruck inspiriert und zugleich Türen zu dem Raum geöffnet, den Tänzer*innen brauchen, um sich die Welt einer Choreographie tatsächlich zu eigen zu machen, um sie sodann kompromisslos auf der Bühne zum Leben zu erwecken. Das ist die Arbeit an dem wohl glücklichsten Moment einer Aufführung.
Nach 47 Jahren Arbeit für das Ballett in Berlin wünschen wir Korina viel Glück für ihre Zukunft!