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Abschied vom Staatsballett nach 44 Jahren
Peter Hartwig begann seine Arbeit als Ballettkorrepetitor am 1. August 1981. Gegen Ende seines Studiums an der Hochschule für Musik «Hanns Eisler» hatte er die Empfehlung erhalten, sich an der Deutschen Staatsoper zu melden, um seine Eignung bei der musikalischen Begleitung einer Ballettprobe am Klavier unter Beweis zu stellen. Der junge Pianist hatte den Ballettdirigenten des Hauses und die künstlerische Leitung des Balletts überzeugt, und auch hatten ihn umgekehrt die intensiven Momente dieser ersten Begegnung mit dem Ballett so sehr beeindruckt, dass er blieb und bis zum heutigen Tage davon erzählt, wenn man ihn nach seinen Beweggründen fragt.
Über die Jahrzehnte hinweg spielte Peter Hartwig im Ballettsaal Klavier, vor allem aber begleitete er die täglichen Proben. Eine Kunst für sich, denn nur selten wird eine musikalische Nummer ganz durchgespielt, es wird unterbrochen, wenn tänzerische Korrekturen nötig sind, und es wird so lange wiederholt, bis das Ziel erreicht ist. Während dieser Zeit ist er zahlreichen Choreograph*innen und Tänzer*innen begegnet, Gästen und großen Stars. Er hat ganzen Generationen des Corps de ballet beim Tanzen und Proben genau zugeschaut und so manche künstlerische Weiterentwicklung musikalisch begleitet. Fels in der Brandung war er, verlässlicher Partner für Ballettmeister*innen und Interpret*innen. Welchen Sternstunden er beigewohnt hat, wenn im Ballettsaal der Durchbruch gelang, da hat er viel zu erzählen, und oft genug war die Musik, die er spielte, daran beteiligt. Ohne Pianist*innen ist eine Ballettprobe eben nicht möglich. Junge Kolleg*innen zu ermuntern und dabei zu begleiten, in diesen wahrlich speziellen Beruf hinein zu wachsen, war ihm passioniertes Anliegen.
Sein Engagement wird fehlen, sich mit den anderen Abteilungen zu vernetzen, die in einem Theater auch mit der Musik und mit den Noten zu tun haben, mit Orchesteraufnahmen, mit Toneinspielungen, gar von mehreren Playern, die überblendet werden müssen, mit Beleuchtungs-Zeichen, die auf Sicht gegeben werden sollen, obwohl es gerade dunkel auf der Bühne ist. Das erfordert Instinkt und Erfahrung. In Erinnerung behalten werden wir ihn auch im Frack, wenn er sich bereitmachte, um im Orchester Klavier oder Celesta zu spielen, sobald die Ballettpartitur dies erforderlich machte. Unvergessen wird wohl allen bleiben, die dabei waren, wie er bei einer Schwanensee-Vorstellung nach der Pause einsprang, um ein ganzes Orchester, das in Streik getreten war, zu ersetzen und den ganzen zweiten Teil des Balletts am Flügel zu Ende zu spielen, und das vor ausverkauftem Haus. Der Jubel war groß.
Nach 44 Jahren im Beruf wird er wohl weiter Klavier spielen, und wir wünschen ihm, dass ihm sein großartiger Optimismus erhalten bleibt!
Danke, Peter!