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1945 – 2025
Das Staatsballett Berlin trauert um Patrice Bart, den französischen Choreographen, Ballettmeister, Tänzer und Connoisseur des Balletts. Nach langer schwerer Krankheit ist er im Alter von achtzig Jahren in Falaise, Normandie, gestorben.
Mit insgesamt sieben Choreographien hat er deutliche Spuren in Berlin hinterlassen – Don Quixote (1993, zusammen mit José de Udaeta), Schwanensee (1997), Der Nussknacker (1999), Verdiana (1999), Giselle (2000), Romeo und Julia (2002), und Das flammende Herz (2009, über den Dichter Percy Shelley). Mit jeweils mehr als 200 Aufführungen sind seine Fassungen von Giselle und Schwanensee bis heute im Repertoire und wecken als wichtige Säulen des Berliner Spielplans alljährlich die Begeisterung des Publikums.
Fast jede Spielzeit ist er nach Berlin gekommen, um neue Besetzungen für die Wiederaufnahmen seiner Inszenierungen vorzubereiten, viele Generationen von Tänzer*innen in Berlin – des Staatsballetts Berlin und zuvor der Staatsoper Unter den Linden – haben mit ihm persönlich an seinen Werken gearbeitet, für einige von ihnen hat er die Rollen neu kreiert und psychologisch ausgedeutet.
Kompromisslos und leidenschaftlich war er, wenn es darum ging, die Kunst des klassischen Tanzes in jedem Moment und jeder Geste zur Perfektion zu bringen, die ganze Raffinesse des französischen Ballett-Stils zu entfalten. Er war nicht aufzuhalten, wenn er noch bis vor einigen Jahren mit seiner unbändigen Energie die anspruchsvollsten Schrittkombinationen demonstrierte, nicht selten voller Ironie, denn er wusste, was er von den Tänzer*innen verlangte. Seine Inszenierungen schließlich wirkten so energetisch wie sein Arbeitsstil, überbordend in der choreographischen Aktion, die rund um die solistischen Tänzerpersönlichkeiten angelegt war und die er umso mehr zum Strahlen brachte.
Patrice Bart gehört zu den großen Persönlichkeiten der Ballettwelt, und er wird fehlen. Nicht nur beim Staatsballett Berlin, in das er hineinwirkte mit seinen künstlerischen Entscheidungen und seinem Instinkt für die Bühne, sondern auch in der weiten internationalen Welt dieser Kunstform, die Erneuerung braucht, um ihre Tradition zu bewahren. Ohne viel darüber zu sprechen, hat er dem klassischen Tanz zu einer Vitalität im 21. Jahrhundert verholfen, die sich nur im Tun vermittelt.
Patrice Bart liebte das Ballett. Das Staatsballett Berlin trauert um ihn. Es ist eine große Ehre, seine Berliner Fassungen aufführen zu dürfen, und mit jeder Probe und jeder Vorstellung ruft das Staatsballett Berlin sein Andenken ins Gedächtnis.