Monika Lubitz
*3. Juni 1943, Berlin
Primaballerina, Ballettmeisterin
Monika Lubitz wurde in Berlin geboren. Sie erhielt ihre Ballettausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin, die sie mit einem Zusatzjahr am Choreographischen Institut im damaligen Leningrad vollendete. 1964 trat sie ihr erstes Engagement an der Oper Leipzig an. Emmy Köhler-Richter, die Chefchoreographin, verpflichtete die Absolventin sofort als Solotänzerin und vertraute ihr die Hauptrollen des klassischen und zeitgenössischen Repertoires an. 1969 wird sie zur Primaballerina ernannt.
1970 folgt Monika Lubitz dem Ruf von Tom Schilling an die Komische Oper Berlin, wo sie bereits seit 1968 gastiert hatte, und wird festes Mitglied seines Tanztheater-Ensembles. Auch hier erarbeitet sie sich bald eine Vielzahl von Rollen wie z. B. Bianca in Mohr von Venedig, Beatrice in Undine, die Titelrolle in Cinderella sowie Match, Fancy Free, Rhythmus oder die Herzdame in Crankos Jeu de cartes. Parallel gastiert sie ab 1970 regelmäßig an der Deutschen Staatsoper Berlin, wohin sie für die großen Klassiker verpflichtet wird.
1972 wird sie schließlich als Primaballerina an die Deutsche Staatsoper Berlin berufen und tanzt hier nicht nur das gesamte klassische Repertoire, sondern interpretiert auch eine große Zahl zeitgenössischer Werke. Zu den herausragendsten Partien ihres Repertoires, die sie im Lauf der Jahre zum Teil in mehreren Fassungen einstudiert, gehören Odette/Odile (Schwanensee), Prinzessin Aurora (Dornröschen), Marie (Der Nussknacker), Giselle, Swanilda (Coppélia), Aschenbrödel, Undine, Alberto Alonsos Carmen-Suite, Wladimir Wassiljews Lady Macbeth, Feuervogel, Julia (Romeo und Julia), die Teufelin in Kassatkinas/Wassiljows Erschaffung der Welt, Archisposa in Tom Schillings Abraxas oder Choreographien von George Balanchine.
Monika Lubitz ist Nationalpreisträgerin und wurde u.a. mit dem Kunstpreis der DDR und dem Goethepreis der Stadt Berlin ausgezeichnet, außerdem wurde ihr mehrfach der Berliner Kritikerpreis verliehen. Zahlreiche individuelle Einladungen, auch mit ihren Partnern, und Gastspielreisen mit dem Ensemble führten sie in die ganze Welt und bereits ins westliche Ausland, als an den Fall der Mauer noch lange nicht zu denken war.
Nach 26 intensiven Berufsjahren, in denen sie eine große Vielfalt choreographischer Handschriften interpretierte und für ihre makellose Technik und glänzende Bühnenpräsenz berühmt gewesen ist, nahm Monika Lubitz 1990 ihren Abschied von der Bühne. Sie ist dem Tanz als Ballettmeisterin an der Staatsoper Unter den Linden bzw. beim Staatsballett Berlin verpflichtet geblieben, bis sie 2006 in den Ruhestand ging. Monika Lubitz ist Ehrenmitglied des Staatsballetts Berlin und der Staatsoper Unter den Linden.
In einem Interview zum Ballettmeisterberuf im Magazin der Staatsoper Vivace (Mai 2004) erklärt sie: «Es ist eine sehr schöne Erfahrung, das Wissen weiterzugeben», Monika Lubitz meint das tänzerische Wissen. Natürlich lassen sich heutzutage Choreographien auf Video aufnehmen, ein nützliches und pragmatisches Hilfsmittel. Aber die traditionelle Methode, nach der die Weitergabe einer Choreographie über Jahrhunderte hinweg Generationen von Ballettmeistern anvertraut war, ist deshalb keineswegs überflüssig geworden. Im Gegenteil: Als Ballettmeisterin sieht sich die ehemalige Primaballerina der Staatsoper täglich sehr jungen Tänzern gegenüber, die sich in den ihnen zugedachten Partien entwickeln sollen. Vorher haben sie, je nach Aufgabe, technische Anforderungen und stilistische Details zu bewältigen, das ist Teil der alltäglichen Probenarbeit.
Die eigentliche Herausforderung des Ballettmeister-Berufs liegt aber in etwas anderem: «Man muss sich mit dem Menschen beschäftigen», beschreibt Monika Lubitz das Schöne an ihrem Beruf, «das ist die Grundvoraussetzung. Man muss jeweils herausfinden, was für die Persönlichkeit des einzelnen gut ist. Wenn ich mit einer Tänzerin im Saal stehe, dann besteht meine Aufgabe vor allem darin, ihre ganz individuellen Fähigkeiten zu entfalten, die ihr dann auf der Bühne Mut und Sicherheit geben. Das ist ein langer, aber sehr lebendiger Prozess, der nicht nur auf Geben und Nehmen beruht, sondern auch auf einem Vertrauensverhältnis, das sich entwickeln muss, sonst geht gar nichts. Wenn wir dahin kommen, dann kann der schönste und beglückendste Teil der Arbeit beginnen, der Moment, in dem man frei wird, an der Rolle arbeiten kann und vielleicht auch an die Grenzen gehen kann, um sie zu überwinden, nur dann ist ja Entwicklung möglich.»