Don Quixote (Bart/de Udaeta)

Zusammenfassung

Ballett in drei Akten mit Prolog / Musik von Ludwig Minkus

Don Quixote, eines der Meisterwerke von Marius Petipa, ist unmittelbar von dem direkten Aufeinandertreffen des spanischen Tanzes und des klassischen Balletts im 19. Jahrhundert geprägt. Aber große klassische Ballette müssen leben, und deshalb ist es nötig, ihnen ein neues Aussehen zu verleihen und einen neuen Weg zu finden, sie zu präsentieren.

Besonders wegen der Mannigfaltigkeit der Situationen und der verschiedenen Tanzstile und Aktionen ist es interessant, Don Quixote auf der Bühne wieder aufzuführen. Nichts kann faszinierender sein als dieser fabelhafte Cervantes-Roman als Hintergrund für dieses Divertissement, aber ich war der Meinung, dass es nötig sein würde, einige der pantomimischen Szenen zu kürzen, um mehr Energie und Tempo in die Handlung zu bringen. Gleichzeitig habe ich der Titelrolle, die früher sehr oft zugunsten der Geschichte von Basilio und Kitri an die Seite gedrängt wurde, mehr Bedeutung verliehen. Ich habe Wert auf die Verwirrtheit in Don Quixotes Gemüt gelegt, der ständig nach seiner geliebten Dulcinea Ausschau hält und sie in Kitris Bild zu erblicken glaubt. Deswegen habe ich Mercedes in die Traumszene eingeführt. Sie tanzt die Königin der Dryaden, um die Wahnvorstellungen Don Quixotes einmal mehr zu zeigen. Mit dem Bühnenbildner Ramon Ivars haben wir entschieden, die gesamte Handlung wieder nach La Mancha zurückzuverlegen, um dieser Produktion mehr Realität und Logik zu geben. José de Udaeta habe ich gebeten, in den spanischen Nummern die berühmten spanischen Tänze zu übertragen.

Patrice Bart («Gedanken zur Aufführung» zitiert nach dem Programmbuch Don Quixote, Staatsoper Berlin 1993)

Es ist für mich sehr interessant, mich mit dem Mythos des Don Quijote auf «Spitze» zu befassen. Ich habe das Stück mehrmals vom Zuschauerraum aus gesehen, getanzt von den besten internationalen Ballettcompagnien, und habe meine Schlüsse immer als Zuschauer, Tänzer und Kenner des spanischen Tanzes gezogen.

Die Berliner Staatsoper Unter den Linden hat mir die Gelegenheit gegeben, im Ballett Don Quixote für alles, was Details, Geschmack, Authentisches und Typisches anbelangt, als Spezialist für spanische Tänze mitzuwirken und auch einige Tänze zu choreographieren. Der Choreograph dieses Balletts Patrice Bart, mit dem ich im Juli 1992 in Paris Gespräche führte, war von der Idee begeistert, dass sich die Tänzer der Kastagnetten als Begleitinstrument bedienen könnten. Während der Proben hat er mich für alles, was echten spanischen Charakter tragen soll, verantwortlich gemacht, denn was ihn über alle Maßen interessiert, das ist die starke Ausdruckskraft, die die spanischen Tänze besitzen.

Auf den ersten Blick scheint alles logisch und einfach, aber man muss bedenken, dass diese Wünsche nur innerhalb der Grenzen dessen erfüllbar sind, was ein Ensemble mit vollkommen klassischer Ausbildung technisch vollbringen kann. Meine Arbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern der Staatsoper Unter der Linden war vom ersten Moment an äußerst interessant. Solisten und Corps de ballet haben sofort großes Interesse für die Neuheit des Stils gezeigt, und ich war angenehm überrascht, mit welcher Schnelligkeit sie die neuen Schritte und Rhythmen gelernt haben, die so ganz anders sind als jene, die sie gewöhnlich ausführen. Am schwierigsten war es, ihnen die Akzente beizubringen, da diese musikalisch denen des klassischen Balletts völlig entgegengesetzt sind. […] Das Ballett, das Ihnen heute abend vorgeführt wird, besteht nur aus zwei Kapiteln des großartigen und genialen Werkes von Don Miguel de Cervantes y Saavedra, wo die Abenteuer des umherirrenden Ritters, des Edelmannes Don Alonso Diaz de Quijano und seines Knappen Sancho Pansa erzählt werden, zwei gegensätzlichen Wesen an Körper und Geist vor der grausamen Wirklichkeit und der schönen Poesie des Lebens.

José de Udaeta (zitiert nach dem Programmbuch Don Quixote, Staatsoper Berlin 1993)

Neueinstudierung/Kreation
Don Quixote
Ballett in drei Akten mit Prolog
Musik von Ludwig Minkus

Inszenierung und Choreographie: Patrice Bart
Choreographische Mitarbeit für die Tänze im spanischen Stil: José de Udaeta
Bühnenbild/Kostüme: Ramon Ivars
Licht: John B. Read
Dramaturgie: Ines Helmstädter
Musik: neu arrangiert und instrumentiert von Michel Sasson und Jerome D. Cohen 

Premiere: 7. Januar 1993
Staatsoper Unter den Linden

Musikalische Leitung: André Presser
Don Quixote: José de Udaeta
Basilio: Oliver Matz
Kitri: Steffi Scherzer
Mercedes: Bettina Thiel
Espada: Raimondo Rebeck
Cupido: Tatjana Marinova
Sancho Pansa: Dietmar Jacob

sowie Solisten und Corps de ballet des Balletts der Staatsoper Unter den Linden
Staatskapelle Berlin