Die sieben Todsünden der Kleinbürger (Pistoni)

Summary

Ballett mit Gesang von Bertolt Brecht und Kurt Weill

‹In listiger Verfremdung formuliert Bert Brecht – das 1933 entstandene Werk ist die letzte Frucht der Koproduktion mit Kurt Weill – die sieben Todsünden des christlichen Dogmas um. Sünde und Tugend werden in ihr Gegenteil uminterpretiert, «Faulheit» etwa zu einer «Faulheit im Begehen des Unrechts»; soziale «Tugenden» werden andererseits in ökonomische «Sünden» verkehrt, das Streben nach individueller und kollektiver Selbstverwirklichung in Selbstunterdrückung der menschlichen Natur: «Wer über sich selbst den Sieg erringt, der erringt auch den Lohn – das kleine Haus am Mississippifluss in Louisiana.» […] Die Musik [Kurt Weills] kommentiert […] als Widerspruch und Einspruch die zynisch-einverstandene Oberfläche des Textes. (Im Text wird die Verkehrungsstruktur, in der die herrschende Unmoral als Moral, die Unterdrückung als Glück erscheinen, nie durchbrochen. Allenfalls wird gesagt, wie schwer es ist, sich solcher Motral zu unterwerfen. […] Moral und Musik der Sieben Todsünden der Kleinbürger sind unvermindert aktuell. Immer noch herrscht im Bewusstsein und Verhalten jene Umkehrung, die das Streben nach privatem Besitz als «Streben nach Glück» ausgibt und die individuelle wie kollektive Selbstverwirklichung liquidiert zugunsten der Unterwerfung unter die Gesetze der Warenwirtschaft. [… Die Musik Weills] spricht treffend aus, was alle angeht, und sie kann betroffen machen und zu genussreichem Nachdenken anregen.› Hanns-Werner Heister im Programmheft der DOB-Neuproduktion 1980

Die sieben Todsünden der Kleinbürger
Ballett mit Gesang von Bertolt Brecht und Kurt Weill

Musikalische Leitung: Bruno Weil
Choreographie: Mario Pistoni
Ausstattung: Eugenio Guglielminetti
Anna I: Milva
Anna II: Heidrun Schwaarz

Premiere: 7. November 1980, Deutsche Oper Berlin