Fri 10.03.2023
Wir trauern um Lynn Seymour
LYNN SEYMOUR
(1939 — 2023)
Die kanadische Tänzerin begann ihr Studium in Vancouver und setzte ihre frühe Laufbahn in London fort, nachdem Sir Frederick Ashton sie 1956 ins Sadler’s Wells Opera Ballet aufgenommen hatte, sodann auch ans Royal Ballet London engagierte. 1958 avancierte Lynn Seymour zur Solistin,1959 wurde sie Principal Dancer. Bereits in diesen frühen Jahren erkannte der Choreograph Sir Kenneth MacMillan ihre außerordentlichen Fähigkeiten. Über viele Jahre seines Schaffens fand er in ihr seine Inspiration, und es erwuchs eine bemerkenswert fruchtbare künstlerische Partnerschaft.
Für die Direktionszeit von Kenneth MacMillan kam Lynn Seymour von 1966 bis 1969 als Primaballerina an die Deutsche Oper Berlin. Auch hier erarbeitete er einige Werke für sie, unter anderem 1967 das Ballett ANASTASIA. Lynn Seymour tanzte in der Deutschen Oper Berlin u. a. auch in MacMillans DORNRÖSCHEN (1967) und SCHWANENSEE (1969) und weitere Werke des Repertoires, das er aufgebaut hatte.
Sie kehrte 1970 zwar nach London zurück, wurde aber weltweit von Choreographen eingeladen, die mit ihr arbeiten wollten, darunter z-B. auch John Cranko, Antony Tudor, Jerome Robbins, Glen Tetley, Lar Lubovitch, Roland Petit und Maurice Béjart. Sie gastierte beim London Festival Ballet, London Contemporary Dance Theatre, National Ballet of Canada, Alvin Ailey American Dance Theatre und American Ballet Theatre, ein weiterer Ausdruck ihrer Vielseitigkeit. Zu einem ihrer prominentesten Tanzpartner gehörte Rudolf Nurejew, mit dem sie jahrzehntelang eng befreundet war.
Lynn Seymour gilt als eine der aufregendsten dramatischen Tänzerinnen ihrer Generation. Mit Ihrer Musikalität, mit außergewöhnlicher schauspielerischer Durchlässigkeit und Sensitivität überwältigte sie Publikum und Kritik auch noch in einem für eine Ballerina fortgeschrittenem Alter. Späterhin wurde sie auch als Schauspielerin engagiert. Von 1978 bis 1980 wirkte sie als Künstlerische Leiterin des Balletts der Bayerischen Staatsoper in München, von 2006 bis 2007 als Direktorin des Griechischen Nationalballetts in Athen. Zuletzt widmete sie sich der Ausbildung, und es wird alljährlich an der Royal Ballet School der »Lynn Seymour Award for Expressive Dance« vergeben.
Das Staatsballett Berlin blickt mit größter Dankbarkeit auf Lynn Seymour und ihren Beitrag zur Ballettgeschichte Berlins.