Tue 17.09.2019
Wir trauern um Bernd Dreyer
Bernd Dreyer wurde in Berlin geboren. Im Alter von zehn Jahren wurde er in die Kindertanzklasse der Deutschen Staatsoper Berlin aufgenommen, und erhielt sodann seine Ausbildung zum Tänzer an der Staatlichen Ballettschule Berlin und im Zusatzstudium an der Waganowa Akademie in St. Petersburg (dem damaligen Choreographischen Institut Leningrad). 1967 wurde er an die Deutsche Staatsoper Berlin engagiert. 1971 wurde er zum Solotänzer, 1973 zum Meistertänzer ernannt. Er tanzte die ersten Rollen des Repertoires, Prinz Siegfried in Schwanensee, Herzog Albrecht in Giselle, die Prinzenrollen in Dornröschen und Der Nussknacker wie auch den Poeten in Les Sylphides oder den Prinzen in Aschenbrödel. Zudem prägte er so unterschiedliche Rollen wie Crassus in Spartacus, Tybalt in Romeo und Julia, Don José in Carmen-Suite, Franz in Coppelia, die Titelrolle in Der wunderbare Mandarin, den Schneider in Des Kaisers neue Kleider oder den Kaiser in Gesang der Nachtigall, die für das Ballett der Deutschen Staatsoper kreiert oder neu einstudiert wurden. Nicht nur in diesen und vielen weiteren Rollen, sondern auch in zahlreichen Grands Pas de deux, die Stilgefühl und Virtuosität zum Ausdruck bringen, repräsentierte Bernd Dreyer als ›Danseur noble‹ den unverwechselbaren Stil der klassischen Ballettkunst, wie er an der Deutschen Staatsoper in Ostberlin zur Blüte gebracht werden konnte und in seiner Ausprägung international mustergültig gewesen ist. Bernd Dreyer ist Träger des Deutschen Nationalpreises der DDR, der ihm für seine künstlerische Arbeit als Ballettsolist und für seinen Beitrag zur erfolgreichen Entwicklung der Ballettkunst verliehen wurde. Sein Künstlertum war verbunden mit einer großen persönlicher Bescheidenheit.
Ab der Spielzeit 1985/86 zog Bernd Dreyer sich als Meistertänzer von der Bühne zurück und übernahm zunehmend Aufgaben als Trainings- und Ballettmeister und Probenleiter im Ballettensemble der Deutschen Staatsoper. In der Spielzeit 2003/2004 wechselte er in die Komparserie der Staatsoper Unter den Linden, wo er als Darsteller Kleines Fach auf der Bühne stand, aber auch choreographische Proben für Opern-Produktionen leitete. Mit seinem Instinkt für die Bühne und seiner Präsenz füllte er zahlreiche Rollen des Kleinen Fachs mit ungewöhnlicher darstellerischer Präsenz.
Bernd Dreyer ist dem Ballettschaffen in Berlin stets eng verbunden geblieben, er besuchte die Premieren und Repertoirevorstellungen regelmäßig und verfolgte die Entwicklungen mit großem Interesse. Er liebte die Kunstform, mit der er von Kindesbeinen an verbunden gewesen ist, er liebte seinen Beruf und er lebte für die Bühne und für sein Haus, die Staatsoper. Seine unerschütterlich positive Haltung machte ihn zu einem allseits geschätzten Kollegen, der sich seinen sich wandelnden Aufgaben mit großer Offenheit und Hingabe stellte.
Das Staatsballett Berlin wird dem Meistertänzer Bernd Dreyer als herausragende Künstlerpersönlichkeit seiner Geschichte ein besonderes Andenken bewahren. Kolleginnen und Kollegen, die teilweise über Jahrzehnte hinweg mit ihm arbeiteten, werden mit ihm auch einen sensiblen, herzlichen und humorvollen Menschen vermissen.
Bernd Dreyer ist am 16. September 2019 verstorben. Die Beerdigung findet am 7. November 2019 um 12 Uhr auf dem Städtischen Friedhof Weissensee, Roelkestraße 48 – 51, statt.