Do 02.12.2021
Die Geschichte der »Gitanos« in Spanien
DON-QUIXOTE-Choreograph Víctor Ullate ist mit spanischem Tanz groß geworden. Teil der spanischen Tanzgeschichte sind auch immer die »Gitanos«. Erfahren Sie hier mehr über die Geschichte der Rom:nja in Spanien.
»Gitanos«
»Das Wort »Gitano« oder »Gitana« (weiblich), abgeleitet von »Egyptano« [ist der Begriff], mit dem sich Rom:nja in Spanien im Allgemeinen auf sich selbst beziehen. Es sei darauf hingewiesen, dass der Begriff »Gitano« eine viel weniger abwertende Bedeutung hat als in anderen Sprachen.
Nach dem Gesetz von 1783 von König Carlos III. wurde die Verwendung des Wortes für die Roma als ethnische Gruppe aufgrund der auferlegten Idee einer neuen, auf Gleichheit beruhenden Staatsbürgerschaft verboten, jedoch wurde in künstlerischen Kreisen die Bezeichnung »Gitano« sehr häufig verwendet und mit einer bestimmten Vorstellung von künstlerischer Leistungsfähigkeit verbunden. Umgangssprachlich kann das Wort »Gitano« als Adjektiv verwendet werden, in Bezug auf jemanden, der anmutig ist, mit künstlerischen Neigungen oder der Fähigkeit beschenkt ist, andere zu beeinflussen. »Gitano« kann auch als offensives Adjektiv verwendet werden, z. B. [für einen] Betrüger, der bereitwillig andere täuscht.«
Anna Mirga Kruszelnicka, Miguel Angel Vargas, Gonzalo Montaño Peña
Mehr Informationen: Gitano, Gitana (romarchive.eu)
Rom:nja in Spanien
»Die Geschichte der Rom:nja in Spanien reicht fast 600 Jahre zurück und ist geprägt von jahrhundertelangen Verfolgungen. Zwar erhielten sie bei ihrer Ankunft im frühen 15. Jahrhundert Geleitbriefe; aber mit der Wende zum 16. Jahrhundert wurde ihnen befohlen, ihre nomadische Lebensweise aufzugeben, ein Handwerk zu erlernen und einem örtlichen Herrn zu dienen. Ihnen war es immer gestattet, mit Musik, Tanz und Gesang ihren Lebensunterhalt professionell zu bestreiten. Später wurden Dekrete erlassen, die darauf abzielten, die Rom:nja als eigenständige ethnische Gruppe aufzulösen. Ihnen wurde der Gebrauch ihrer Sprache Romanes (›Romani-chib‹) und ihre traditionellen Kleider und Gewerbe offiziell verboten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde den Rom:nja zwar die spanische Staatsbürgerschaft gewährt, zielte aber auf ihre komplette Assimilierung ab, indem sie ihnen ihre eigene Kultur und Traditionen verbot. Das Schicksal der Rom:nja im Spanischen Bürgerkrieg (1936―1939) ist bisher kaum erforscht, in den Jahrzehnten der Franco-Diktatur setzten sich die politischen Repressionen gegen die Rom:nja fort. Unter anderem war der Gebrauch des »Caló« (der Sprache, die die Rom:nja in Spanien nach dem Verbot des Romani entwickelt hatten) untersagt, und ab 1943 hatte die Guardia Civil strikte Order, in den Roma-Gemeinden Patrouille zu gehen, sie zu überwachen und unter Kontrolle zu halten. Der Wendepunkt, was die politische Mobilisierung betraf, war für die Rom:nja in Spanien die Phase des demokratischen Übergangs nach 1975. Die Demokratie verlieh den Rom:nja erstmals den vollständigen, gesetzlich abgesicherten Status spanischer Staatsbürger:innen und garantierte das Recht der Bürger:innen, sich zu Vereinen zusammenzuschließen.«
Anna Mirga Kruszelnicka
Mehr Informationen: Eine Geschichte der organisierten Roma-Bewegung in Spanien - RomArchive